Schneelandschaft mit Häusern und leuchtenden Tannenbaum in Schweden
Lulea_irakite

Überall auf der Welt feiern Menschen Weihnachten, ob auf der Nord- oder Südhalbkugel, in der Wüste oder im Schnee. Doch so verschieden die Gebräuche zum Fest auch sein mögen, ein Wunsch ist allen gemein: Weihnachten gemeinsam mit Familie und Freunden zu verbringen. Nicht umsonst heißt es wohl auch „das Fest der Liebe“.


God Jul!

Kaum ein Land wird so häufig mit Weihnachten in Verbindung gebracht wie Schweden – und das nicht nur wegen Knut und fliegenden Tannenbäumen. Doch Weihnachten ist dort weit mehr als die Tage um Heiligabend. Tatsächlich feiern die Schweden einen wahren Weihnachtsmarathon über vier Wochen hinweg.

Bereits am 13. Dezember wird mit dem Lucia-Tag die Weihnachtszeit festlich eingeläutet. Seit dem 18. Jahrhundert wird dieser „Tag des Lichts“ mit Prozessionen einer „lichtgekleideten“ Lucia und ihrem singenden Gefolge aus „Sternknaben“, „Jungfrauen“  und „Wichtelmännchen“ in ganz Schweden begangen. Der Tradition nach trägt Lucia „Licht im Haar“ in Form eines Kerzenkranzes. Lucia oder ihre Vertretung, meist die älteste Tochter im Haus, serviert der Familie traditionell Kaffee und „Lussekatter“, ein Gebäck mit Safran und Rosinen.

Die Zeit zwischen Lucia und Heiligabend versüßen sich die Schweden mit viel „Glögg“ (Glühwein) und „Julpepparkakor“ (Pfefferkuchen), bis dann am 23. Dezember der Weihnachtsbaum aufgestellt wird. Der glänzt mit Kugeln und Lametta, oder wird auch gerne mit kleinen, schwedischen Flaggen geschmückt. Doch nicht nur der Baum, das ganze schwedische Heim ist mit weihnachtlichen Wandteppichen und Tischtüchern und jeder Menge Deko-Engeln und –Weihnachtsmännern herausgeputzt. Die Räume duften nach Hyazinthen, die gerne zu Weihnachten aufgestellt werden.

Die Geschenke finden unter dem Baum ihren Platz und werden am Heiligabend erst nach dem weihnachtlichen „Smörgåsbord (Buffet) ausgepackt. Zu essen gibt es allerhand Herzhaftes: Weihnachtsschinken, Fleischwurst, Anschovis-und-Eier-Salat, Heringssalat, eingelegter Hering, hausgemachte Leberpastete, Würzbrot, Kartoffeln und Stockfisch. Bei so vielen Leckereien kommt es nicht selten vor, dass auch der Weihnachtsmann persönlich in den schwedischen Heimen vorbei schaut, um allen God Jul! – Frohe Weihnachten –  zu wünschen. An den Weihnachtsfeiertagen sind die Schweden viel unterwegs und besuchen Familie, Freunde und Verwandte. Bis zum 13. Januar bleibt der Weihnachtsbaum stehen. Dann endet mit dem Knutstag auch in Schweden die lange, lange Weihnachtszeit.


Weihnachtliches Hully-Gully auf Aotearoa

So unkompliziert, wie die Neuseeländer gemeinhin gelten, so entspannt begehen sie auch die Weihnachtstage. Als ehemalige Kolonie Großbritanniens orientieren sich die Kiwis auch an britischen Sitten.

So wird am 24. Dezember, dem Vorweihnachtsabend oder „Christmas Eve“, entweder der Gottesdienst besucht oder noch letzte Weihnachtseinkäufe getätigt – haben die Geschäfte praktischerweise doch bis Mitternacht geöffnet. Am 25. Dezember feiert die Familie gemeinsam die Bescherung. Auf den Weihnachtsmann, der in der Nacht vom 24. auf den 25. die Geschenke bringt, warten vorsorglich ein Glas Milch und Kekse.

Am 26. Dezember ist es mit der Ruhe auch schon wieder vorbei, denn dann ist „Hully-Gully“, also Halli-Galli angesagt. Was so viel bedeutet wie, dass die Neuseeländer mit ihren Lieben ans Meer, zum Campen oder Grillen fahren. Strand statt Schlittenfahren, was der Tatsache geschuldet ist, dass der Dezember bei den Kiwis mitten in den Hochsommer fällt – schließlich liegt Neuseeland doch auf der Südhalbkugel. Zum „Hully-Gully“ bringt jeder etwas zu essen mit und statt „Oh du Fröhliche“ oder „Stille Nacht“ schallt eher Rockmusik aus den Lautsprechern. Auch bei den Geschenken geht es wenig aufwändig zu. Im Mittelpunkt stehen gemeinsame Stunden mit Familie und Freunden und viel Spaß, weniger das Materielle. Oft schenken sich die Kiwis zu Weihnachten auch gar nichts.

Einen Weihnachtsbaum gibt es allerdings auch in Neuseeland. Allerdings hat der mit der bekannten Nordmann-Tanne in unseren Gefilden nicht viel gemein. Der Pohutukawa-Baum ist das wichtigste neuseeländische Weihnachtssymbol und der offizielle Weihnachtsbaum. Pünktlich zum Fest blüht er ganz standesgemäß in Rot.


Geburtstagsglückwünsche zu Weihnachten

Wenn in Deutschland die Weihnachtszeit schon fast zu Ende ist, feiern die koptischen Christen in Ägypten erst Weihnachten. Sie richten sich damit nach der russisch-orthodoxen Kirche und dem von ihr verwendeten julianischen Kalender. Das Weihnachtsfest findet daher meist am 6. Januar statt, kann sich jedoch auch um ein, zwei Tage verschieben. 

In der Adventszeit vor Weihnachten fasten die Kopten. Sie selber nennen es „die kleine“ Fastenzeit, denn neben veganem Essen ist immerhin auch Fisch erlaubt. Wirklich vorweihnachtlich geht es ansonsten aber nicht zu…es gibt weder einen Adventskalender, noch Plätzchen. Dafür steht die Familie im Vordergrund. Das tut sie in Ägypten zwar auch sonst, jedoch versuchen die koptischen Christen dann noch mehr Zeit miteinander zu verbringen, als ohnehin üblich.

Trotz Wüste, Meer und Dattelhainen – auch die ägyptischen Kopten lieben die typische Weihnachtsstimmung. Und wenn die verschneiten Berghütten mit rauchenden Schornsteinen inmitten grüner Tannenbäume schon nicht wahrhaftig in Ägypten stehen, so versuchen die Kopten zumindest mit Plastikbäumchen und Watte als Schneeimitat, ein wenig winterliche Atmosphäre zu zaubern.  

Zum Weihnachtsfest kommt „Zalabya“, ein süßes Gebäck und „Bouri“, ein traditionelles Fischgericht, auf den Tisch. Gemeinsam geht es dann in die Kirche zur Christmesse, die meist über Mitternacht gehalten wird und mehrere Stunden dauert. Zur Stärkung werden dabei oft „Kahk El Eid“, süße Kekse mit Kreuzen darauf, gereicht. Viele Familien sitzen danach den Rest der Nacht zusammen und lassen die Weihnachtszeit gemeinsam ausklingen. Fröhliche Weihnachten heißt auf ägyptisch übrigens dasselbe wie Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag: „Col sana wenty taiba“.


Ein Affenschwanz zum Weihnachtsfest

Weihnachten in Chile…das ist fast wie Weihnachten in Deutschland. Abgesehen vom Temperaturunterschied von durchschnittlichen 30 Grad und einem sommerlich anmutendem Ambiente. Doch die Traditionen in dem katholischen Land entsprechen denen der christlichen Bräuche bei uns: Es werden Weihnachtsbäume geschmückt, sich selbst ebenfalls festlich gekleidet, es gibt viel zu essen und auch die Weihnachtsgeschichte wird gemeinsam vorgelesen.  

Selbst der Weihnachtsmann, den die Chilenen „Viejeito Pascuero“ nennen, stattet den Familien am Heiligabend einen Besuch ab. Durch den Schornstein oder das Fenster bringt er die Geschenke, während die Familie die Christmesse besucht. Erst nach dem Gottesdienst werden die Geschenke ausgepackt und so zieht sich der Heiligabend meist bis spät in die Nacht.

Und doch, etwas ist anders. Denn die Chilenen trinken zu Weihnachten am liebsten „Affenschwanz“, besser bekannt als „Cola de Mono“. Ein Getränk aus Pisco, dem chilenischen Nationalgetränk, Milchkaffee, Zucker und Vanille. Wegen seines 40% Alkoholgehalts ist der Pisco und damit auch der „Cola de Mono“ natürlich nichts für die kleinen Chilenen. Diese futtern stattdessen dann lieber die traditionellen chilenischen Teigtaschen, die Empanadas. Oder Christstollen – ganz wie in Deutschland.


"Linksmu kaledu" mit der ganzen Familie

Auch Litauen, das kleine Land im Baltikum an der Ostsee, begeht Weihnachten auf ganz eigene Art.
Mit wenig Pomp und Geschenken, dafür mit umso mehr Herzlichkeit und Gastfreundschaft feiern die Litauer das für sie wichtigste Fest im Jahr. Jeder wünscht sich ein herzliches „Linksmu kaledu“: fröhliche Weihnachten! 

Am Nachmittag des Heiligabends, dem 24. Dezember geht die ganze Familie gemeinsam in die Kirche und danach auch gemeinsam zum Festessen. Das Essen ist der Mittelpunkt des Weihnachtsabends und nicht weniger als zwölf verschiedene Gerichte kommen auf den Tisch. Eines für jeden der christlichen Apostel. Das sind zumeist alles Fischgerichte, denn Fleisch wird während der vorweihnachtlichen Fastenzeit nicht gegessen. Oft gib es das traditionelle „Kuäßia“, ein Brei mit Heiligabend-Keksen und Mohnmilch. In vielen Familien ist auch die Rote-Beete-Suppe mit getrockneten Pilzen und Fischklößchen nicht vom Tisch wegzudenken. Gläubige Litauer bekreuzigen sich vor jedem neuen Gericht, um damit auch noch einmal auf die religiöse Bedeutung von Weihnachten hinzuweisen. Oft werden dazu Oblaten gebrochen und gegenseitig miteinander geteilt. Diese flachen, kreisrunden Gebäckstücke sind dabei kunstvoll mit Jesus- und Marienmotiven gestaltet.  

Die Kinder dürfen ihre Weihnachtsgeschenke erst dann auspacken, wenn sie den ersten Stern am Himmel gesehen haben, so eine alte Tradition. In anderen Familien müssen die Kleinen jedoch noch länger warten. Dann kommt der Weihnachtsmann nämlich erst über Nacht und bringt die Geschenke, während die Familie schläft. Und wenn dann alle am 25. wieder aus den Federn kommen, werden die Geschenke gemeinsam ausgepackt. Danach geht es gemeinsam weiter zu Familien und Freunden.

Noch mehr über weitere Bräuche, Sitten und Feierlichkeiten 
aus anderen Ländern der Welt könnt ihr hier nachlesen.