Andere Länder, andere Weihnachtssitten
Am Heiligabend kommt das Christkind und legt die Geschenke unter den Weihnachtsbaum – aber natürlich nur für diejenige, die brav waren. Die deutschen Weihnachtssitten sind uns wohl bekannt. Doch wie feiert der Rest der Welt das Fest der Liebe?
Buon Natale!
Die Italiener können von Weihnachten gar nicht genug bekommen. Sie feiern das Fest der Liebe gleich zwei Mal. Und stets kommt die ganze Familie zusammen, schließlich ist „La Famiglia“ das höchste Gut – nicht nur an Weihnachten. Allerdings haben es die Italiener gemäß ihrer Mentalität „Morgen, ist irgendwann nächste Woche“ nicht eilig. So beginnt das eigentliche Weihnachtsfest im ganzen Land erst am 25. Dezember. Dann allerdings wird keine Zeit verloren, denn das „Il Bambinello Gesú“, das Christkind, ist ein Frühaufsteher. Es kommt zeitig am Morgen, um die Geschenke unter den Baum zu legen oder auch neben die Krippe, denn da sind sich die Italiener nicht einig. Eines von beiden findet sich allerdings wohl in jedem Wohnzimmer.
Doch der Tag für die großen Geschenke ist erst am 6. Januar, dem Dreikönigstag, denn an diesem Tag trafen die Heiligen Drei Könige in Bethlehem ein, um das Jesuskind anzubeten und brachten Geschenke mit. Es sind aber nicht die Heiligen Drei Könige, die am 6. Januar an der Tür klingeln, sondern die gute Hexe Befana. Und die Kinder sind vorbereitet, denn schon am Vorabend hängen sie ihre Strümpfe an den Kamin oder stelle ihre Schuhe vor die Tür und La Befana bekommt auch etwas zu Essen kredenzt, damit die gute Hexe sich stärken kann. Ihr Weg ist weit, denn Befana vermutet in jedem Haus das neugeborene Jesuskind, so der Glaube. Zum Glück hinterlässt sie aber auch Geschenke, wenn sie es dort nicht vorfindet. Oder zumindest Süßigkeiten für die unartigen Kinder.
Neben reichlichem und gutem Essen gehört auch der Papst zum italienischen Weihnachtsfest. Seiner traditionellen Weihnachtsbotschaft mit seinem Segen ,urbi et orbi´ (Der Stadt und der Welt) zu lauschen, gehört einfach dazu.
Gledileg Jol!
Ist in Italien das Weihnachtsfest fröhlich und ausgelassen, so geht es auf Island wesentlich besinnlicher und andächtiger zu. An Heilig Abend gedenken die Isländer zuerst der Verstorbenen und besuchen sie am Friedhof. Um 18 Uhr läuten dann die Kirchenglocken die Weihnachtsnacht ein.
Was bei uns und in Italien das Christkind ist, sind in Island die Weihnachtszwerge. Die Kinder glauben, dass die Zwerge die Geschenke von den Bergen mitbringen. Und diese Trolle haben es Faustdick hinter den Ohren. 13 Tage vor Weihnachten kommt der erste Geselle vorbei und spielt einen Streich. Jeden Tag kommt ein anderer frecher Zwerg. Der Legende nach klaut Troll Kertasníkir am Heiligabend sogar das Kerzenlicht. Aber die kleinen Lausbuben haben stets kleine Geschenke für die artigen Kinder dabei, die sie nachts in den aufgestellten Stiefel zurücklassen. Diejenigen, die sich allerdings ähnlich aufführen wie die Weihnachtszwerge bekommen nur eine rohe Kartoffel.
Den Nadelbaum als Weihnachtsbaum gibt es in Island erst seit rund 50 Jahren, denn Tannen wachsen dort nicht und müssen vom Festland aus auf die Insel transportiert werden. Not macht aber bekanntlich erfinderisch: Früher bauten die Isländer sich Holzgestelle und malten sie grün an.
Feliz navidad!
Wer in Mexiko die Vorweihnachtszeit miterlebt, wird sich ein bisschen an die Karnevalszeit erinnert fühlen: Laute bunte Straßenumzüge mit phantasievoll verkleideten Menschen schmücken die Straßen und Feuerwerkskörper den Himmel über Mexiko. Die Weihnachtszeit beginnt am 16. Dezember mit den „Posadas“ – neun Abende, die für die Schwangerschaft der Gottesmutter Maria und die Herbergsuche mit Josef stehen. Am 24. Dezember versammeln sich dann alle Familien um Mitternacht vor der Kirche, wo Freudenfeuer und Feuerwerkskörper angebrannt werden und die Mitternachtsmette mit dem Blumenkranz – dem Baile de la Flor – begonnen wird.
Der Höhepunkt des Weinhachtsfestes aber ist die Pinata, ein Stern aus Pappmasche mit sieben Spitzen für die sieben Todsünden. Gefüllt ist er mit Süßigkeiten oder Spielzeug. Mit verbundenen Augen und einem Stock „bewaffnet“ versuchen erst die Kinder, dann die Jugendlichen und dann die Erwachsenen mit drei Schlägen die „Pinatas“ zu zerschlagen. Ist dies gelungen und der Inhalt verzehrt, klingt das gemütliche Fest mit fröhlichen Tänzen und Gesängen aus.
In Ferienregionen wie Cancun oder Playa del Carmen ist der amerikanische Einfluss allgegenwärtig, so begegnet einem überall Santa Claus und auch die typische amerikanische Weihnachtsbeleuchtungen. Die Hotels stellen echte Nadelbäume auf. Auch Schneemänner zieren die Eingänge – allerdings aus Plastik. Auch der Tag der Heiligen drei Könige am 6. Januar (Reyes Magos oder Santos Reyes) wird noch groß gefeiert.
Merry Christmas!
Der allseits beliebte Festschmaus am Heilig Abend in Australien? Barbecue bei rund 35 Grad am Strand. Statt Schlittenfahren und Schneeschuhwandern, gehen die Australier an Weihnachten schwimmen oder spielen Cricket. Schließlich ist Sommerzeit. Und so flitzt „Father Christmas“ mit grauem Rauschebart und roter Badehose auch gerne mal auf dem Surfbrett oder dem Jetski am Strand vorbei. Bescherung am Strand statt besinnlich unter dem Baum.
Weihnachtstimmung kommt trotzdem auf, denn trotz der schweißtreibenden Temperaturen sind die Straßen und Kaufhäuser festlich und weihnachtlich geschmückt und „White Christmas“ ertönt von überall. Beim Christmas Shopping im Victoria Shopping Centre in Sydney kann man sogar völlig vergessen, dass draußen die Sonne vom Himmel brennt: Weihnachtsmänner spazieren umher und der haushohe Tannebaum erstrahlt mit 20.000 Birnen im festlichen Glanz.
Heilig Abend verbringen die Familien ganz unterschiedlich. Ob zu Hause im Kreise der Familie bei zuckersüßem Plumpudding im Garten oder beim gemeinsamen Weihnachtsliedersingen in der Gemeinde. Die meisten Städte und Gemeinden organisieren abendliche Treffen mit Konzerten und gemeinsamen Singen. Bescherung gibt es allerdings erst am Morgen des 25. Dezembers mit anschließendem Truthahnessen. Als heimischer Schmuck ist der „Weihnachtsbusch“, den rote und weiße Blüten zieren, sehr beliebt. Auch Socken am Kamin und das süße Gebäck namens Mince Pies dürfen nicht fehlen.
Geseende Kerfees Zulu! (Afrikaans) Sinifesela Ukhisimusi Omuhle! (Zulus)
Südafrika ist ein Multi-Kulti-Staat und die verschiedenen Kulturen feiern eben auch ihre Weihnachten auf ihre Art. Die vier Haupt-Kulturen sind die Zulus, die Xhosas, die Cape Malay und die Afrikaans. Bei den Afrikaans ist die Bescherung am 24. Donnerstag, der eigentliche Weihnachtstag ist aber dann am 25. Es wird gesungen und getanzt, gegessen und getrunken – allerdings am Pool oder am Strand, denn bei 30 Grad im Schatten lässte es sich dort am besten aushalten. Die Südafrikaner haben wohl die strapazierfähigsten Weihnachtsbäume – sie sind künstlich und im ganzen Land zu sehen. Die Frauen haben übrigens an diesem Tage frei. Die Männer kümmern sich darum, dass das Essen auf den Tisch kommt – auch wenn es am Vortag von den Frauen vorbereitet wurde.
Bei den Zulus beginnt das Weihnachtsfest damit, dass der Dorfchef am 24. Dezember einen Ochsen oder ein Schaf schlachtet, das von den Frauen fachgerecht zubereitet wird. Gefeiert wird am nächsten Tag mit dem kompletten Dorf und jeder bringt etwas mit: Salat, Milli-Pap, den typischen Maisbrei, oder auch selbstgebrautes Bier.
Auch die Xhosa schlachten am Weihnachtstag Schafe, Schweine oder Hühner für das Festmahl. Am ersten Weihnachtstag frönen die Kinder der „Süßes oder es gibt Saures“-Halloween-Manier. Allerdings machen sie sich schick, ziehen ihre beste Kleidung an, gehen von Tür zu Tür und bitten um Süßigkeiten. Eine weitere Tradition ist das frühe Aufstehen am 25., um gemeinsam die aufgehende Sonne zu begrüßen. Anschließend gibt es ein großes Fest mit Familie und Freunden.
In der Cape Malay Kultur ist dagegen erst einmal Frühjahrsputz angesagt: Das Haus bekommt innen wie außen einen neuen Anstrich verpasst, die Vorhänge werden ausgewechselt und neue Kleidung und Bettbezüge gekauft. Am 24. schmücken die Leute nach der Kirche den Weihnachtsbaum und Geschenke gibt es am 25. Und das Festessen? Weihnachtsschinken und zum Nachtisch Früchtekuchen.
Shubh Naya Baras!
Weihnachten ist vor allem das fest der Katholiken in Indien, was circa 30 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Die meisten Katholiken leben in der Region Goa. Auch eine Art Sankt Martin existiert in Indien, denn zwei Wochen vor dem Fest gehen die Kinder mit Weihnachtsmützen auf dem Kopf durch die Dörfer und singen Jingle Bells. Der Lohn? Kleingeld oder Süßigkeiten.
Eine verbreitete indische Tradition sind auch kleine bunte Öllampen, die zur Dekoration auf flache Dächer oder Mauern gestellt werden und die Straßen in ein schönes, gemütliches Licht tauchen. Weihnachtsplätze gibt es auch: eine frittierte Süßigkeit aus Kokosnuss, Mehl und Zucker.