Kostbare Krippenfiguren aus heimischer Zirbe
Werkstattbesuch bei Peter Volgger in Uttendorf/Weisssee
Schon an der Türschwelle zu Peter Volggers Werkstatt in der kleinen Gemeinde Uttendorf/Weißsee steigt Besuchern der harzig-holzige Duft der Zirbe in die Nase. Der widerstandsfähige Baum wird auch „Königin der Alpen“ genannt, sie wächst an der oberen Baumgrenze und ist bis auf 2.500 Meter Seehöhe zu finden. Die Bäume, die bis zu tausend Jahre und älter werden können, sind härtesten klimatischen Bedingungen, hohen Schneemassen und enormen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Das alles macht die Zirbe aus den hoch gelegenen Wäldern des Nationalparks Hohe Tauern zu Peter Volggers bevorzugtem Werkstoff. Aus ihm schnitzt er detailgetreue, anatomisch perfekte Krippenfiguren. Mit ihren ausdrucksstarken Gesichtern, authentischen Körperhaltungen und eleganten Faltenwürfen sind sie so begehrt und kostbar, dass sie mittlerweile als Wertanlage gelten. Gut ein Jahr warten Stammkunden auf eine neue, handgeschnitzte Figur, Neukunden weit länger.
Treue Stammkunden seit über 20 Jahren
Wer zum ersten Mal in der Werkstatt des Uttendorfers steht, staunt wie ein Kind. Die Krippenfiguren aus duftendem Zirbenholz haben sanfte Gesichtszüge, treuherzige Blicke, weiche Konturen, eine unvergleichliche Mimik, einen starken Ausdruck und eine authentische Körpersprache. So, als handle es sich um echte Menschen, nicht um in Holz geschnitzte Kunstwerke in Miniaturformat.
„Ich habe Stammkunden, die seit über zwanzig Jahren immer wieder neue Krippenfiguren bei mir bestellen. Große Krippen können bis zu 200 Personen und Tiere umfassen“, schmunzelt Peter Volgger. „Da ist allerhand zu tun.“
Warten müssen aber auch Stammkunden: Maximal drei bis vier Figuren dürfen sie pro Jahr ordern – das Auftragsbuch von Peter Volgger platzt so schon aus allen Nähten.
Rund drei Stunden benötigt der Schnitzer für ein Lamm, für eine 14 Zentimeter-Figur rund 20 Stunden. Nach dem Schnitzen werden die Figuren stilecht bemalt: Das Auftragen der Ölfarbe und das Vergolden erfolgen nach Gefühl oder alten Vorlagen. Dabei erhält Peter Volgger Unterstützung von seiner Frau. Bevor die Figuren die Werkstatt verlassen, werden sie allesamt fotografiert, archiviert und den Auftraggebern zugeordnet. Nur so kann der Holzschnitzer auch noch nach Jahren neue Figuren schnitzen, die sich farblich und stilistisch in eine bestehende Krippe integrieren.
Kuriose Aufträge und eine ansteckende Leidenschaft
Manchmal sind es auch kuriose Anfragen, die Peter Volggers Schnitzalltag so abwechslungsreich machen. „So habe ich einen Kunden, bei dem alle Figuren die Gesichtszüge von Familienmitgliedern tragen“, schmunzelt er. Für den Uttendorfer stellt das kein Problem dar. Er hat auch schon den bekannten und beliebten Salzburger Moderator Sepp Forcher als Krippenfigur geschnitzt: Dieser zieht in der Dorfkrippe von Uttendorf/Weißsee den Hut vor dem neugeborenen Christuskind. Überhaupt hat Peter Volgger die Uttendorfer mit seiner Leidenschaft für Krippen angesteckt: 1992 gründete er den örtlichen Krippenverein. Jedes Jahr im Herbst werden Krippenbaukurse für Kinder und Erwachsene angeboten, die immer bis auf den letzten Platz ausverkauft sind.
Die Tradition der Krippe im SalzburgerLand
Beinahe in jeder Kirche im SalzburgerLand befindet sich vor, während und nach der Weihnachtszeit eine Krippe. Das „Kripperl schauen“ ist ein beliebter Brauch – vor allem bei Familien. Die Szenerie und die Darstellungen in der Krippe wechseln von Woche zu Woche und regen die Fantasie der Kinder an. Zudem spannen sie den Bogen zwischen dem christlichen Glauben an die Menschwerdung Gottes und dem Christkind, das dafür sorgt, dass an Weihnachten die Geschenke unterm Baum liegen. Der 2. Februar markiert das endgültige Ende des Krippenkalenders sowohl in den Kirchen als auch in den Privathaushalten. Seit dem 18. Jahrhundert ist es Brauch, kleine Krippen auch in der eigenen Wohnung aufzustellen.
Eine „Kripperlroas“ durchs SalzburgerLand führt unter anderem in die Krippenausstellungen ins Großarltal, ins Salzburger Heimatwerk, auf den Salzburger Christkindlmarkt, ins Heimatmuseum Saalfelden oder in den Stille-Nacht-Ort Mariapfarr: Die Weihnachtskrippe mit rund 100 restaurierten Figuren aus der Zeit, in der Hilfspfarrer Joseph Mohr den Liedtext verfasst hat, ist eine echte Attraktion. In dem Stille-Nacht-Ort Arnsdorf tragen die Krippenfiguren die traditionelle Tracht der ehemaligen Salzachschiffer.
Der Landeskrippenverband Salzburg und seine Ortsgruppen bieten Krippenbau-Workshops für Erwachsene an. Auch in Saalfelden – der Heimatstadt des weltberühmten Salzburger Krippenbauers Xandi Schläffer – wird die legendäre „Saalfeldner Krippe“ alljährlich von Schülern nachgebaut. Jede Krippe ist ein kleines Kunstwerk für sich: So muten sie Heimatkrippen wie rustikale Salzburger Almhütten oder kleine Bauernhöfe an.
„Schnee von Gestern – Krippentradition und historische Winterbilder
Erstmals präsentiert das Keltenmuseum Hallein neben bäuerlichen und orientalischen Krippen aus der eigenen Sammlung auch Figuren von der Weihnachtskrippe der Halleiner Stadtpfarrkirche. Die Krippen werden mit historischen Fotografien des verschneiten Hallein zu einer winterlichen Ausstellung kombiniert (Dauer vom 16.11.2019 bis 02.02.2020).
Den Zirbenwald im Winter erleben
Ein besonderes Erlebnis ist eine Schneeschuhwanderung in den „Wiegenwald der Zirben“ in Uttendorf/Weißsee. Gemeinsam mit einem Nationalpark-Ranger geht es an ausgewählten Terminen in den abgelegenen und mystischen Gebirgswald. www.nationalpark.at