Weberschlitten-Modell in der Wagnerwerkstatt
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Ohne Leidenschaft funktioniert es nicht. Das wusste schon Urgroßvater Josef Weber, als er 1928 mit dem Schlittenbau begann. Inzwischen gehören Andreas Weber und sein Neffe Alexander Hergenhahn zu den letzten Deutschen Schlittenbauern ihrer Zunft.

Die Handwerkskunst über mehrere Generationen

Während die Schneeflocken im eisigen Wind ihren Tanz vollführen, zieht es düster über die verschneiten Berge hinab. Nur die kleine Scheune strahlt als leuchtender Punkt in die Nacht. Kleine Rauchwölkchen bahnen sich ihren Weg aus dem Kamin hinaus, um direkt vom unermüdlich pfeifenden Wind hinweggetragen zu werden. Sie stammen aus dem ächzenden Bollerofen von Andreas Weber und Alexander Hergenhahn in Leubach. Das Reich der beiden ist eine schon in der dritten Generation betriebene Werkstatt. Unschwer an den seit Jahrzehnten aufgetürmten und sich wie ein zweiter Boden ausbreitenden Holzspänen zu erkennen. Sie sind Zeugen einer immer seltener werdenden Handwerkskunst. Bei den Weber’s liegt die Leidenschaft für das alte Handwerk in der Familie. Schon Urgroßvater Josef baute Schlitten. Allerdings schlitterten diese keine johlenden Kinder ins Tal, sondern dienten als reines Transportmittel. Zumeist waren es mächtige Schlitten, die man hinter Pferde spannte, um sie schwere Lasten trabend durch den Ort ziehen zu lassen. Dass er so ein „Holzwurm“ geworden ist, sei sein Vater schuld, denn von ihm hat er das Handwerk erlernt erzählt Andreas Weber schmunzelnd. Er lehnt sich über die mit einer Staubschicht bedeckte Schleifmaschine, auf der schon sein Großvater Holz schliff und greift nach einem Schlitten Marke Eigenbau. Das Besondere am Davoser Schlitten, erklärt er, ist die halbkreisförmige Kufe an deren Ende die äußeren Latten anschließen. Daneben findet man noch die Gebirgs- oder Hörnerrodel und Rennrodel. Doch von den echten Rhöner Davos-Schlitten entstehen bei Familie Weber nur rund 200 Stück im Jahr.


Mit Leidenschaft und langjährigen Wissen - so entsteht der echte "Weber-Davos-Schlitten"

Gut Ding will Weile haben, denn nur mit viel Fingerspitzengefühl und unzähligen Arbeitsschritten entsteht ein echter „Weber-Davos-Schlitten“. Kaum gesagt, schmeißt er die Fräsmaschine an und ein behaglicher Duft nach Eschenholz erfüllt die vor feinen Holzspänen flirrende Luft. Über das laute Brummen der Fräse ruft er hinweg, er müsse erst einmal die Kufen zurechtschneiden. Kaum ist der Lärm abgeklungen, kehrt die Idylle zurück und Andreas Weber ist ganz in seinem Element. Die Kufen werden nicht aus irgendeinem Holz geschnitten, sondern aus besonders robustem und zähem Holz der heimischen Esche. Deren lange Holzfasern weisen eine besonders dauerhafte Haltbarkeit auf. Zuvor müssen die Hölzer zunächst in einem alten Wurstkessel „weichgekocht“ werden um sie ausreichend zu biegen und in die gewünschte Form zu bringen. Heute funktionieren das Anpassen und die anschließende Trocknung über mehrere Monate zum Glück automatisch, erzählt Andreas Weber erleichtert. Schließlich musste sein Großvater die Kufen noch so lange über das eigene Knie biegen, bis sie in die Schablone passten und dann alles mühsam mit Schraubenzwingen befestigen. Trotz dieser Ersparnis kann auf erfahrenes Augenmaß und viele kleinteilige Arbeitsschritte bei der Herstellung nicht verzichtet werden. So müssen die Hölzer noch der Länge angepasst, die Seiten geglättet und abgerundet werden. Wichtig für die Stabilität ist die exakt gleiche Krümmung der Kufen, weiß der Fachmann und verrät, dass dazu einfach das gleiche Brett verwendet wird. Auf die vorbereiteten Kufen setzt er vorsichtig das hölzerne Grundgerüst des Schlittens.
Eine Besonderheit der Weber Schlitten sind die rechteckigen Verzapfungen, die eingefräst werden und perfekt ineinanderpassen müssen, um eine hohe Stabilität und Passform zu garantieren. Dies sei wesentlich aufwendiger als mit runden Nuten zu arbeiten, doch die Arbeit lohne sich, verrät er augenzwinkernd. Oben auf dem Grundgerüst fehlen dann nur noch die Latten. Ein weiterer Clou der Weber Schlitten ist der leicht gemuldete Sitzbereich auf dem man bequemer Platz nehmen kann als auf so manchem anderen Schlitten. Zum Schluss müssen die leicht ausgestellten Kufen mit Eisen beschlagen werden. Danach heißt es für den Schlitten nur noch die strenge Endabnahme bestehen. Dazu nimmt der Schlittenbauer den neuen Rodel-Kandidaten in seine Hände und prüft, den Schlitten von einer Seite auf die andere Wendend, mit Kennerblick jeden noch so kleinen Winkel. Wenn nötig wird hier und da noch nachgebessert, bevor er zufrieden zum Brandzeichen greift und in die mittlere Latte das „Weber-Davos-Emblem“ einbrennt.


Mehr als nur ein Schlitten

Was noch ein nötiges Zubrot für den Großvater Weber darstellte, der eigentlich Wagner von Beruf war, ist für Andreas Weber ein reiner Nebenerwerb. Im Gegensatz zu seiner täglichen Arbeit im Bauamt des Landratsamts Rhön-Grabfeldsieht er hier direkt die Ergebnisse seiner Arbeit. Schließlich ist jeder Schlitten ein liebevoll gefertigtes Unikat. Und wer möchte schon auf die strahlenden Kinderaugen verzichten, wenn sie mit einem echten Weber-Davos-Schlitten die Hänge hinabpesen. Das können sie gut und gerne für die nächsten drei Generationen, beteuert Weber. Er muss es wissen.

Info.

Einen Weberschlitten kann man nur direkt bei der Manufaktur erstehen. Der Preis variiert je nach Modell und beginnt für das klassische Schlittenmodell bei rund € 70. Für den Versand innerhalb der EU kommen noch einmal rund 32 Euro dazu. Weitere Informationen und die neusten Schlittenmodelle unter: www.weber-schlitten.de