Weihnachtsdeko in Vorgarten in New York
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Man nehme ein bisschen was aus den Niederlanden, ein Baum aus Deutschland und ein, zwei Traditionen aus England und fertig ist das amerikanische Brauchtum.

Alle Jahre wieder erscheint der bärtige, rot-weiß gekleidete Santa Claus in der Werbung – mal in einem Truck, mal im Rentierschlitten. Woher der Weihnachtsmann kommt? Natürlich aus Amerika! Stimmt nicht, denn sein Vorbild gab es schon im 19. Jahrhundert – in den niederländischen Kolonien. Von dort aus verbreitete er sich in den U.S.A.. Besonders um Niew Amsterdam, das spätere New York, wurde dem Schutzpatron Sinter Klaas zu Ehren ein großes Fest gefeiert. Nachdem 1823 ein Gedicht über die Nacht vor Weihnachten veröffentlicht wurde, in dem erklärt wurde, wie „Saint Claus“ auf seinem von Rentieren gezogenen Schlitten angeschwebt kommt, durch den Kamin steigt und Geschenke verteilt, war der Mythos perfekt. Seitdem dreht der bekannte Santa Claus am Heiligabend seine Runden. 

Santa Claus kommt mit Renntieren vom Nordpol herbei geflogen (das ist übrigens einzigartig in der ganzen Welt), rutscht durch den  Kamin und legt die Geschenke unter den Weihnachtsbaum. Serviert bekommt er dazu hausgebackene Kekse und ein Glas Milch. Zur Stärkung, denn ihm stehen ja noch ein paar Kaminbezwingungen bevor.

Ebenfalls aus Europa importiert: der Christbaum. Das erste Mal soll er in Freiburg Anfang des 15. Jahrhunderts aufgestellt worden sein, mit seinen immergrünen Zweigen als Symbol für das unvergängliche Leben in den sonst so kargen Wintermonaten.  Und wie ist dieser geschmückt? In den U.S.A. liebt man es süß, deswegen hängen häufig die weiß-rot gestreiften Candy Canes am Baum.

Zuckerstange schmückt Weihnachtsbaum in den USA
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Aus Skandinavien wurde der Brauch des „Julkotz“ abgekupfert. Der „Julklotz“ heißt zu Deutsch auch Weihnachtsscheit. Das entstammt einem heidnischen Brauch bei dem die Wintersonnwende als großes Fest zelebriert wurde. Man verabschiedete die „alte“ Sonne und begrüßte gleichzeitig die „neue“ mit einem zwölf Tage brennenden Scheit. Denn die Sonne erweckte die Natur wieder zum Leben – damals für die Menschen überlebenswichtig.

Kommen wir zu den Strümpfen, die die amerikanischen Kinder jedes Jahr am Kamin aufhängen – eine englische Tradition. Einst lebte ein gewisser Sankt Nikolaus in England. Dieser hörte in der Weihnachtszeit von einem rechtschaffenen Vaters, der noch nicht einmal genug Geld hatte, seine Töchter zu verheiraten. Kurzerhand stieg der Heilige nachts bei der Familie ein, sah die Socken der drei jungen Frauen am Kamin, die sie dort zum Trocknen  aufgehängt hatten und füllte sie mit Gold. Seitdem hängen Kinder ihre Socken auf.

Nikolaus verteilt Geschenke vor Kamin
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Nikolaus verteilt Geschenke
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Ebenso englisch ist die Tradition sich unter dem Mistelzweig zu küssen. Die Mistel steht seit jeher für Fruchtbarkeit und „Lebenskraft“. Ein Kuss unter ihrem Zweig kann sowohl eine Romanze als auch ewig andauernde Freundschaft bedeuten. Einem Mädchen, stand es unter dem Mistelzweig, durfte einen Kuss nicht ablehnen. Wurde ein Mädchen wiederum nicht geküsst, war eine Hochzeit im kommenden Jahr aussichtslos. 

Auch das nahe Mexiko hat noch eine Kleinigkeit zum amerikanischen Brauchtum beigetragen: den beliebten Weihnachtsstern. Die sternförmige Pflanze mit ihrer tiefroten Farbe hat sich in den amerikanischen Häusern als beliebter Schmuck etabliert. 

Das Zusammenspielen dieser mannigfaltigen Traditionen, entwickelte sich bald zu einem wahren Weihnachtshype. Im Jahr 1874 wurde das erste Schaufenster in Amerika weihnachtlich dekoriert und schon 1867 öffnete das Kaufhaus Macy’s am Heiligabend das erste Mal bis Mitternacht. Der Konsumtrend, der zu Weihnachten dazugehört wie der Truthahnbraten auf den Tisch, hat sich bis heute durchgesetzt. Noch immer ist die Weihnachtszeit die umsatzstärkste des US-Einzelhandels. 

Kitschig geschmückter Vorgarten in den USA
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Auch die üppig geschmückten Gärten gehören zum typischen amerikanischen Weihnachtsbild. Dank Dutzender Lichterketten erstrahlen sie in allen Farben, Renntiere, bunte Sternen und sogar Kunstschnee zieren die Gärten. Auch innen strotzen die Häuser nur so vor Dekoration. Ein übliches Ritual der Amerikaner ist es, bei Duneklheit an den schönsten beschmückten Häusern entlangzufahren. So bilden sich in manchen Gegenden, wo die Nachbarn beim Dekorieren ihrer Häuser konkurrieren ganze Auto-Kolonnen, die abends vorbeirollen.

Perfekter Schmelztiegel der Kulturen: Die Immigranten haben die Traditionen eingeführt, dann wurde daran gefeilt und modernisiert, um schließlich ein schönes, besinnliches und buntes Fest zu kreieren. Und wer möchte den Santa Claus schon missen? Die 20.000 „Miet-Santas“ Amerikas werden mittlerweile sogar ins Trainingslager geschickt. Was sie dort lernen? Sie bekommen Essensstipps – kein Knoblauch, keine Bohnen – und werden in die dauerhafte Fröhlichkeit eingewiesen. Na dann, steht dem unbegrenzten Weihnachtsgenuss ja nichts mehr im Wege!